Ortschaft Friedrichswerth
Unser Heimatort Friedrichswerth
Friedrichswerth, ehemals Erffa genannt, liegt 11 km nördlich von Waltershausen und 15 km westnordwestlich der Kreisstadt Gotha.
Erstmalig wurde Erffa 796 n.Chr. im Hersfelder Güterverzeichnis unter der Schreibweise „ERPHOHI“ erwähnt.
Größter und prächtigster Bau unseres Ortes ist zweifellos das barocke Schloss mit angrenzenden Garten und gegenwärtig wasserlosem Graben. Es wurde innerhalb von 12 Jahren von 1677-89 erbaut. Die Chronik von Brumme berichtet uns darüber: „Wenn Herzogs Friedrich’s Land ein güldener Ring könnte sein, so wäre Friedrichswerth der Edelstein darin“.
1691 starb Herzog Friedrich und somit wurden die weiteren Pläne zum Aus- und Umbau des Ortes Friedrichswerth nicht mehr realisiert. Seine Nachfahren nutzten die Anlage nur noch als Lustschloss. Ein Orden wurde 1739 gegründet, welcher dem Vergnügen des Landadels diente. 1756 wurde es um das Schloss ruhiger und erst 1839 zog im Nordflügel ein Gerichtsamt ein, welches bis 1923 existierte. Von 1918 bis 1945 wurden mehrere Räume als Wohnungen genutzt und von 1947 bis 1989 war ein Jugendwerkhof im Schloss untergebracht. Nach der Wende bis zum Jahre 2000 nutzte der IB das Schloss als Ausbildungsstätte für benachteiligte junge Menschen. Seit nun über 20 Jahren steht das barocke Objekt leider leer. Es gehört dem Freistaat Thüringen.
Ein weiteres stattliches Gebäude ist unser Waisenhaus. Stifter dieses Hauses waren der Rat und Landdrost Otto Christoph Schulze und seine Gattin Dorothea Margaretha. Schulze war bei Kurfürsten, Herzögen und Fürsten im Dienst und bis ans englische Königshaus bekannt. Die Stiftung besagt, dass damals 12 Knaben und 4 Witwen aufgenommen wurden. Unter dem Motto „ DEO ET PROXIMO- Gott zu Ehren und dem Nächsten zum Wohle“, sollten Waisenkinder zu gottesfürchtigen und braven Menschen erzogen werden.
Bis in das 20. Jahrhundert hinein wurde das Gebäude als Waisenhaus genutzt, von 1947 bis 1960 war es Landwirtschaftliche Berufsschule und von 1960 bis 89 Polytechnische Oberschule für unsere Region. Nach aufwendiger Sanierung ist es heute der Sitz unseres Ortbürgermeisters und des Heimatmuseums. Die unteren Räume können auch zu Feiern genutzt werden.
Die Gustav-Adolf-Kirche wurde von dem kinderlosen Ehepaar, dem damaligen Domänenrat Eduard von Hagen und seiner Frau Wilhelmine gestiftet. Die Bauzeit betrug damals fünf Jahre von 1855-60. Am 10.Juli 1860 wurde die neue Kirche mit einem Festgottesdienst eingeweiht. Das Leben der Kirchgemeinde ist nicht von der geschichtlichen Entwicklung Friedrichswerth‘ s zu trennen. Der Bau des Waisenhauses, die Errichtung des Schlosses und deren verschiedenste Nutzungen haben die sozialen und kirchlichen Strukturen unseres Heimatortes mitgeprägt.
Nicht zuletzt seien hier die Anlagen der ehemaligen Domäne mit Herrenhaus erwähnt. Besonders durch die züchterischen Erfolge des Domänenrates Eduard Meyer auf dem Gebiet der Tier-und Pflanzenzucht wurde Friedrichswerth über die Landesgrenzen Thüringens hinaus bekannt.
Das Dorf befindet sich am rechten Ufer der Nesse in einer fruchtbaren Talniederung (206,5m über dem Meeresspiegel), die nach Süden und Westen von kleinen Anhöhen umgeben ist und sich nach Nordwesten allmählich erweitert. Das Klima ist eher rau und unfreundlich, da in der Umgebung des Ortes kein schützender Wald angrenzt. Den größten Teil des Jahres weht der sogenannte Nessetalwind, der dem Laufe der Nesse folgend, von Ost nach West und umgekehrt, seine Richtung einschlägt.
Lenkt man seine Schritte über das Oberdorf hinaus, so grüßt aus der Ferne der sagenumwobene Hörselberg (486m) und in der weiteren Entfernung der Inselsberg (916m), Thüringens dritthöchster Berg.
In der Gemeinde sind Handwerksbetriebe ansässig, der Ortskern ist geprägt von teilweise gut erhaltenen Fachwerkhäusern. Wir sind ein Ortsteil der Gemeinde Nessetal. Im Kindergarten, der auch schon über 70 Jahre besteht, können unsere Kinder in der Gemeinschaft fröhlich aufwachsen und ihre ersten Erfahrungen sammeln. Die Arztpraxis von Frau Dr. Stüber hat ihren Sitz in Friedrichswerth und auch der Physiotherapeut Matthias Willer betreibt eine Praxis im Ort. Für gute Frisuren sorgt unsere Friseurmeisterin Liane Stange in ihrem Salon in der ehemaligen Post.
Friedrichswerth ist Sitz einer Feuerwehr mit erweitertem Ausrückebereich und der Feuerwehrverein organisiert alljährlich dörfliche Höhepunkte.
Der Geflügelzuchtverein organisiert alljährlich eine Geflügelausstellung, die im gesamten Umland gern besucht wird.
Unser Angelverein pflegt die Gewässer der Region und der Schützenverein betreibt eine Schießanlage in der ehemaligen Kaufhalle.
Zu den verschiedensten Anlässen spielt unsere Blaskapelle auf. Ohne sie kann man sich das kulturelle Leben im Dorf nicht vorstellen. Auch der Kirchenchor ist über die Ortsgrenzen hinaus bekannt. Mehrmals hat er sein Können unter Beweis gestellt.
Der Heimatverein kümmert sich um die Traditions- und Brauchtumspflege.
1996 richtete er ein Heimatmuseum in der ersten Etage des Waisenhauses ein, welches die interessante Geschichte unseres Heimatortes zeigt.
Friedrichswerth ist auch der Geburtsort des bekannten Kartographen Prof. Dr. Dr. Hermann Haack. In seinem Geburtshaus wurde eine Haackstube eingerichtet, in der sein Leben und Wirken dokumentiert wird.
Nicht zuletzt kümmern sich die Jugendlichen des Ortes um die Tradition der Kirmes, welche jedes Jahr wieder stattfindet.
Wir hoffen, dass die Geschichte des Ortes Friedrichswerth sich weiter entwickelt.
Jörg Möller
Ortschronist